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Willkommen bei Postpartale Depression Schweiz (demnächst Periparto)

News

  • Montag, 29. April 2024

    Evaluationsbericht

    Perinatale psychische Gesundheit – Versorgungsangebot in der Schweiz

  • Montag, 15. April 2024

    «Baby im Kopf»

    Ausstellung über psychische Herausforderungen des Eltern werdens sowie seins ab dem 06. Mai 2024 in Winterthur

Wie rede ich mit einer depressiven Person?

Grundsätzlich: Sprechen Sie über Ihre eigenen Gefühle und Eindrücke. Bagatellisieren Sie nicht und versuchen Sie nicht, ihr etwas auszureden.

Was sollte ich sagen?

  • Wir werden es zusammen schaffen.
  • Ich bin für dich da.
  • Wenn ich etwas für dich tun kann, sag es mir bitte. (z.B. sich um das Baby kümmern, ihr ein warmes Bad einlaufen lassen, ihre Lieblingsmusik auflegen)
  • Es tut mir leid, dass es dir so schlecht geht. Das fühlt sich sicher schlimm an.
  • Ich liebe dich sehr.
  • Das Baby liebt dich sehr.
  • Es wird vorbeigehen.
  • Du wirst gesund werden (Wenn es ihr besser geht, weisen Sie sie auf konkrete Zeichen hin, z.B., dass sie wieder lächelt, geduldiger ist, mit Freundinnen ausgeht)
  • Ich finde, du machst das super. (Erwähnen Sie konkrete Beispiele)
  • Ich finde, du bist eine tolle Mutter. (Erwähnen Sie konkrete Beispiele, z.B. ich finde es schön, wie du das Baby anlächelst)
  • Du kannst nichts für deine Krankheit. Wenn ich krank wäre, würdest du mir auch keine Vorwürfe machen.

Was sollte ich NICHT sagen?

  • Aber man merkt dir ja gar nichts an, du machst das so gut. (damit fühlt sie sich unverstanden)
  • Schau doch mal XY an. Sie hat es viel schwerer als du und beklagt sich auch nicht. (damit schicken Sie ihr angeschlagenes Selbstbewusstsein erst recht in den Keller)
  • Denk doch nur mal dran, was du alles hast, um glücklich zu sein. (das weiss sie schon – ihre Schuldgefühle verstärken sich, wenn man sie darauf hinweist)
  • Entspann dich doch einfach. (bewirkt in der Regel das Gegenteil)
  • Hör doch endlich damit auf. (das hätte sie schon lange getan, wenn sie könnte)
  • Denk einfach positiv. (es liegt in der Natur der Krankheit, dass man das Positive nicht mehr sehen kann)
  • Klar geht es dir schlecht, wenn du den ganzen Tag im Bett liegst. Du musst nur ..., dann geht es dir besser. (wenn es ein Patentrezept gegen diese Krankheit gäbe, müsste es schon längst weit herum bekannt sein)
  • Komm schon, du musst nur wollen! (Depressive können nicht wollen und eine solche Aufforderung macht ihnen ihren Zustand nur schmerzlicher bewusst)
  • Nun reiss dich doch mal zusammen. (Dadurch verstärken sich nur die Schuldgefühle)
  • Ach komm, so schlimm kann es doch nicht sein. (Dadurch verlieren Sie ihr Vertrauen)
  • Mach dir nichts draus, wir haben alle mal unsere Krisen. (Allgemeinsätze führen nur dazu, dass sie sich unverstanden fühlt)
  • Wenn wir mehr Sex hätten, hätten wir keine Probleme. (ein garantierter Killersatz für Ihre Beziehung)

Ein Trost für Betroffene und ein wunderbarer Weg für Angehörige und Freunde ins Gespräch zum Thema Depression zu kommen, bietet das Buch „I had a black dog“ sowie „Living with a black dog“ von Matthew Johnstone; auch auf Deutsch erhältlich.
Das Buch gibt es auch als Kurzvideo bei Youtube.

Welche Fehler sollte ich vermeiden?

Versuchen Sie, Verhaltensweisen, die die Depression fördern, zu vermeiden:

  • Schreien, Drohen oder Herabsetzen Ihrer Frau. Suchen Sie andere Wege, allfälligen Frust abzulassen (siehe Zeigen Sie Ihre Gefühle)
  • Länger Arbeiten, von zu Hause Wegbleiben, dauerndes Schweigen. Sie dürfen jetzt nicht auf Distanz gehen zu Ihrer Frau. Wenn Ihnen alles zu viel wird, organisieren Sie Entlastung (siehe Wo bleibe ich selber?)
  • Versuchen, mit der Krankheit alleine fertig zu werden (siehe Wo kann ich mir Rat holen?)
  • Ihre Gefühle vor ihr verstecken
  • Die Depression ignorieren
  • Auf Ihrer Prioritätenliste das Wohl Ihrer Frau und Ihrer Familie nicht an erster Stelle setzen
  • Die Vorwürfe Ihrer Frau persönlich nehmen. Reizbarkeit ist ein Symptom der Krankheit. Erklären Sie ihr in ruhigem Ton, dass Sie sich ungerecht behandelt fühlen.
  • siehe auch Was sollte ich NICHT sagen?

Es ist normal, dass Ihnen Fehler unterlaufen – schliesslich sind Sie in einer sehr schwierigen Situation. Wichtig ist, dass Sie ehrlich zu sich selber sind, Fehler erkennen und sie künftig zu vermeiden versuchen.

Wo bleibe ich selber?

Sie sind als Partner einer depressiven Frau einem erhöhten Risiko ausgesetzt, selber psychisch zu erkranken. Durch die Ankunft des Kindes stecken Sie selbst in einer Umbruchsituation (siehe auch Postnatale Depression bei Vätern). Die Krankheit Ihrer Frau ist ein zusätzlicher Stressfaktor. Es ist sehr wichtig, dass Sie sich ob all der Probleme nicht selbst aus den Augen verlieren.

  • Organisieren Sie Zeit für sich selber.
  • Holen Sie Hilfe und Entlastung von möglichst vielen Seiten: Familie, Freunde, Nachbarn oder bezahlte Hilfen wie Krippe, Tagesfamilie, Babysitter, Schreibabyhilfe, Haushaltshilfe / Spitex.
  • Sprechen Sie mit Ihrem Umfeld über die Krankheit Ihrer Frau und die damit verbundene Belastung.
  • Falls Sie nicht auf Verständnis stossen, suchen Sie den Kontakt zu anderen Angehörigen oder zu Fachleuten (siehe Wo kann ich mir Rat holen?).
  • Wenn Sie an sich Symptome einer Erkrankung feststellen, z.B.
    • Schlaflosigkeit
    • Schmerzen in der Brust
    • Suizidgedanken
    • Suchen Sie sofort ärztliche Hilfe!

Wie gehe ich mit Ablehnung um?

Ablehnung durch Ihre Frau

Die Krankheit Ihrer Frau kann dazu führen, dass sie ein Verhalten an den Tag legt, das Sie verletzt. Beispielsweise

  • ist sie wütend auf Sie
  • macht sie Ihnen andauernd Vorwürfe
  • zieht sie sich von Ihnen zurück
  • lehnt sie Sie ab
  • stellt sie die Entscheidung in Frage, ein Kind gewollt zu haben
  • will sie keinen Sex.

Ihr erster Instinkt ist möglicherweise, sich von ihr zurückzuziehen. Das wäre jedoch ein grosser Fehler, denn sie ist dringend auf Ihre Unterstützung angewiesen, auch wenn sie es vielleicht nicht zeigen kann. Tauschen Sie sich mit Ihrem Umfeld über die Krankheit und Ihre Sorgen aus. Versuchen Sie, möglichst viele Personen, die Ihnen und/oder Ihrer Frau nahe stehen, ins Vertrauen zu ziehen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen.

Die meisten depressiven Menschen haben überhaupt keine Lust auf Sex. Versuchen Sie sie keinesfalls dazu zu überreden oder zu zwingen; damit könnten Sie Ihre Beziehung unwiderruflich zerstören.

Ablehnung durch andere

Möglicherweise reagieren andere Leute ablehnend, z.B. die Familie Ihrer Frau oder auch Fachleute, die Sie konsultieren. Depression ist leider noch immer mit einem Stigma behaftet. Gewissen Leuten ist es von ihrer Persönlichkeit oder ihrem kulturellen Umfeld her nicht möglich, eine psychische Krankheit zu akzeptieren.

Handelt es sich um Angehörige oder Freunde, weisen Sie sie darauf hin, wo sie sich an neutraler Stelle über die Krankheit informieren können, z.B. über diese Website. Wenn Sie von medizinischer Seite auf Unverständnis stossen, wechseln Sie zu einer Fachperson, die auf postnatale Depression spezialisiert ist. Umgeben Sie sich möglichst mit Leuten, die die Krankheit Ihrer Frau akzeptieren und Ihre Probleme verstehen können. (Siehe auch wo kann ich mir Rat holen?)

Wo kann ich mir Rat holen?

  • Versuchen Sie, eine Gesprächsgruppe oder eine Patin / einen Paten in Ihrer Gegend zu finden, um sich auszutauschen und praktische Tipps zu erhalten.
  • Suchen Sie eine Fachperson auf, die auf postnatale Depression spezialisiert ist. Falls Sie auf der Fachleuteliste niemanden in Ihrer Gegend finden, fragen Sie bei einer Ärztin, der Sie vertrauen, nach Adressen.
  • Rufen Sie eine Angehörigenberatungsstelle in Ihrer Nähe an, schreiben Sie eine E-Mail oder vereinbaren Sie einen kostenlosen Termin. Auch wenn der erkankte Mensch in Ihrem Umfeld nicht in der betreffenden Institution oder in keiner Behandlung ist, ist diese Stelle für Sie da. Auf der Webseite www.angehoerige.ch finden Sie eine Anlaufstelle in Ihrer Nähe sowie weitere Angebote für Angehörige.

Fokusthemen

  • PPD bei Migrantinnen und Migranten

    PPD bei Migrantinnen und Migranten

    Je nach Studie liegt die Prävalenz bei Einwanderern zwischen 20 und 42 Prozent. Der Anpassungsprozess wird als sehr belastend beschrieben, so ist es nicht verwunderlich, dass sie ein erhöhtes Risiko für eine psychische Erkrankung haben.

  • Väter und Postpartale Depressionen

    Väter und Postpartale Depressionen

    Über psychische Krankheiten von Vätern nach einer Geburt ist noch weniger bekannt als bei Müttern. In den letzten Jahren ist allerdings ein Wandel zu beobachten: es wird verstärkt erforscht wie sich Väter in der Zeit nach der Geburt fühlen. 

  • Mehrlingsrisiko

    Mehrlingsrisiko

    Im Durchschnitt 14 Mahlzeiten in 24 Stunden, 12 Stunden Säuglingspflege, dazu der normale Haushalt – jede vierte Zwillingsmutter erkrankt an einer Postpartalen Depression in den ersten drei Monaten. Weitere Studienresultate zum Thema lesen Sie im Fokusbericht.